Synode auf dem Weg in Richtung „Zuversicht-Land“

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Synode auf dem Weg in Richtung „Zuversicht-Land“

Am 10. Oktober trafen sich rund 80 Mitglieder und Gäste zur Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Kirchhain im Martin-Luther-Haus in Kirchhain. 

Selten kommt es vor, dass ein Pfarrer, so wie Nicolas Rocher-Lange bei der Einführungsandacht, für seine Predigt Applaus erhält. Auch hört man viel zu selten Menschen in der Kirche lachen oder die Orgel „Über den Wolken“ spielen. So sah es zumindest Rocher-Lange. Der nahm in einer Rolle als Flugbegleiter die synodale Gemeinde mit auf einen Flug Richtung „Zuversicht-Land“ und ermutigte in seiner Predigt dazu, in der Kirche mehr zu Lachen und zu tanzen. Lachen sei, so Rocher-Lange, immer auch ein Bestandteil der Bibel gewesen. Er sprach auch die bevorstehende Problematik in der Erhaltung der Kirchengebäude an, machte Mut und betonte, er habe noch nie mit Gebäuden gelacht, sondern immer nur mit Menschen und seine Hoffnung bestünde auch darin, dass Kirche in Zukunft wieder mehr über Gott und mit den Menschen sprechen könnte, anstatt sich ständig mit sich selbst beschäftigen zu müssen.



Mit diesem frohmütigen Einstig begann die Herbstynode im Kirchenkreis Kirchhain, auch wenn sich die Synodalen darüber im Klaren waren, dass noch ernste Themen auf der Tagesordnung standen.

Zunächst blickte Dekan Jens Heller auf die vergangenen Monate zurück. Er berichtete von vielen schönen Momenten bei Einführungsgottesdiensten neuer Pfarrer und von wehmütigen Erlebnissen bei den Verabschiedungen von Pfarrerinnen und Pfarrern im Kirchenkreis.

Deutlich ernster wurde er, als er zum diakonischen Werk kam. Dieses stünde ständig unter finanziellen Druck und die Kirchenkreise könnten die Defizite nicht mehr so leicht ausgleichen. So hat beispielsweise allein die unabhängige Flüchtlingsberatung ein nahezu sechsstelliges Defizit und musste erheblich reduziert werden. Das schmerze, so Heller, doch auch diakonische Arbeit müsse sich am Ende rechnen lassen und zudem sei die öffentliche Bereitschaft, diese Arbeit mit Geld zu unterstützen, nicht ausreichend vorhanden.

Ähnlich wackelig stünde derzeit das Projekt „Spiel(t)raum“ da.  Heller bewertete die Spielkirche als einen wichtigen Ort für das Quartier in Stadtallendorf und neben weit über 100 Jugendlichen, die da jeden Tag unterwegs seien böte sie mittlerweile auch Raum für Eltern – weit über die Grenzen von Sprache, Nationalität und Religion. Doch wäre auf der anderen Seite immer noch keine Lösung für die 3,5 Millionen Euro teuere Sanierung in Sicht.

Zuletzt ging Heller auf die Lage in Gesellschaft und Politik ein. Dort verschärfe sich die Tonlage und führe zu Spannungen und Zerwürfnissen, die auch in die Kirchengemeinden hineinstrahlen würden. Heller kündigte an, dass derzeit für die kommende Kirchenvorstandswahl eine Selbstverpflichtung in Arbeit sei, welche sicherstellen solle, dass die Kandidatinnen und Kandidaten auch bei politischem Engagement auf dem Boden von Demokratie und Menschenwürde handeln.

In seinem Ausblick wünschte sich Heller für die Zukunft, dass lokale Veranstaltungen und Gottesdienste mehr zu einem gemeinsamen und Kirchenkreis verbindenden Anlass miteinander verknüpft werden, denn starke Zusammenarbeit sei generell eine gute Idee angesichts der kommenden Herausforderungen.

Eine dieser Veranstaltungen war das 50. Jubiläums zum Projekt „Straßenkinder in Addis Abeba“. Jedes Jahr werden Spenden gesammelt, um vor allem Kindern aus ärmsten Familien Bildung, Nahrung und Gesundheit zu ermöglichen. Vom 27. Oktober bis zum 3. November gab es verschiedene Festveranstaltungen in Marburg, Wetter und Kirchhain zu dieser Erfolgsgeschichte, an der auch die Gäste aus Äthiopien teilnahmen und für Gespräche bereitstanden.

Als Nächstes widmete sich die Synode der Handlungsplanung für im Kirchenbesitz befindlicher Gebäude, welche Heller bereits in der Frühjahrssynode angekündigt hatte. Kirchenkreise sind demnach durch Landeskirche dazu verpflichtet worden, bis Ende 2025 all ihre Gebäude in einen Ampelplan einzutragen. Dadurch wären nur noch 30 % aller Gebäude in der Kategorie Grün in Zukunft antragsberechtigt, um für deren Erhalt Zuschüsse aus der Landeskirche zu empfangen. In die gelbe Kategorie kämen Gebäude, die nur noch aus Eigen- oder Drittmitteln der Gemeinden erhalten werden können, bei denen aber die Finanzierung der Maßnahmen als möglich erachtet wird. Alle roten Gebäude wären dann die, deren Finanzierung nicht mehr aus eigenen Mitteln möglich erscheint. Langfristig gesehen, könnten diese Gebäude also nicht mehr von der Kirche erhalten werden.  

Aufgrund der rückläufigen Mitgliederzahlen in der Kirche stünden dem Kirchenkreis, so Heller, nur noch 500.00 Euro jährliche Mittel zur Verfügung, die jedes Jahr weniger würden. Es läge auf der Hand, dass man davon nicht alle 125 Gebäude des Kirchenkreises instand halten könne. 

Der Gebäudeprozess würde die Kirche noch viele Jahre beschäftigen und zu schmerzhaften Entscheidungen führen, doch machte Heller Mut: Kirche könne eigentlich überall sein – das hätte z.B. Corona gezeigt. „Je länger man die Augen vor der Realität verschließt, desto garstiger blickt sie zurück“, sei ein Spruch, der sich bisher immer in seiner Laufbahn bewahrheitet hätte, so der Dekan. Trotz all der Schwierigkeiten wolle man auch daran arbeiten, Perspektiven zu entwickeln. Dabei würde sich ebenso zeigen, wie man sich als evangelische Kirche in der Region aufstellen will.



Nach der Pause stand ein Antrag auf der Tagesordnung, welcher sicherstellen soll, dass gemäß eines landessynodalen Beschlusses von 2019 die Landeskirche 97 % des kirchlichen Defizites der Kindertagesstätten im Kirchenkreis trägt und die nur 3% von den Gemeinden als Träger übernommen werden sollen. Nötig sei dieser Antrag laut Heller, da der Kirchenkreis derzeit etwa 25 % des Defizits trägt. Das widerspreche dem Beschluss der Landessynode und müsse richtiggestellt werden.  Langfristig sei diese Mitfinanzierung nicht mehr zu leisten.

Das im Antrag formulierte Fazit hatte deutliche Worte: Sollte die Landeskirche nicht mehr zu der ursprünglich definierten Aufteilung von 97 zu 3 zurückkehren und dabei die tatsächlich entstandenen Kosten berücksichtigen, wären diese nicht mehr tragbar.

Nach kurzer Diskussion über den Sachstand, stimmte die Synode mit großer Anerkennung für die Erarbeitung durch das Dekanat einstimmig für die Einbringung des Antrags bei der Landessynode.


Zum Ende der Versammlung wurde noch eine neue Satzung des Kirchenkreisamt-Zweckverbandes verabschiedet und Freiwilligenmanagerin Janneke Daub gab einen Einblick über Zeitplan und Inhalt zu den Kirchenvorstandswahlen am 26. Oktober 2025 mit vorheriger Online- und Briefwahlmöglichkeit.

Abschließend dankte die Vorsitzende der Kreissynode Emmi Katharina Frenzl allen Beteiligten für eine sehr lebendige Synode, bei der trotz vieler ernster Themen – aber dafür ganz im Sinne der Einführungsandacht – auch öfters gelacht werden konnte.





Text und Fotos: Frank Wagner

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