Am 11. September 1960 hatte die evangelische Kirchengemeinde zu Stadtallendorf ihre eigene Stadtkirche und die Bundeswehr einen Raum für Standortgottesdienste. Wenn man einen Blick zurück in die Geschichte wirft, dann war diese Entwicklung nicht absehbar. Noch im Jahre 1925 betrug die Zahl der evangelischen Bewohner insgesamt 12 Personen. Die nach dem ersten Weltkrieg ansässig gewordene Familie Eyle wurde die Urzelle der späteren evangelischen Kirchengemeinde, die nach dem Antrag der evangelischen Einwohner im Rahmen einer Versammlung am 20. November 1951 durch die Wahl eines Kirchenvorstandes am 1. April 1952 rechtskräftig wurde. Innerhalb kürzester Zeit war die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder während des zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach zunächst auf 2.000 im Jahr 1955 und dann auf fast 6.000 im Jahr 1961 gewachsen.
Die 1952 geschenkte „Diasporakapelle“ – viele kennen sie als die Bartning’sche „Notkirche“ - in der heutigen Liebigstr. 4 war die erste evangelische Kirche. Aber nach kurzer Zeit war sie viel zu klein geworden und bot nicht genügend Raum. So fand mit dem ersten Kirchenvorstand und dem ersten evangelischen Pfarrer in Allendorf, Harald Vetter, dem „Baumeister Gottes“, eine rege Bautätigkeit statt. Innerhalb von sieben Jahren wurden nicht nur die Stadtkirche (1960), sondern auch das Gustav-Adolf-Jugendheim (die heutige Sing- und Musikschule) (1961), das Militärpfarrhaus (1966), ein Kindergarten (1966) und die Herrenwaldkirche (1965) neu gebaut, sondern auch der Umbau der Bartning’sche „Notkirche“ zum Gemeindehaus (1966) fand statt.
Nachdem der erste Spatenstich am 22. Februar 1959 getätigt wurde, folgte die Grundsteinlegung am 10. Mai 1959. Erst nach der Einweihung am 11. September 1960 wurden dann an Heilig Abend die neuen von einem Gemeindeglied gestifteten vier Glocken (F-Glocke: Freuet euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. A-Glocke: Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn. C-Glocke: Dienet dem Herrn mit Freuden; lobet ihn und preiset seinen Namen! D-Glocke: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist.) in den Dienst gestellt. Weitere vier Jahre später wurde die von der Frankenberger Orgelbaufirma gebaute Orgel am 8. November 1964 eingeweiht, die dann 1980 durch die renommierte Kasseler Orgelbaufirma Bosch umgebaut und erweitert wurde.
Gleich im ersten Jahr wurde die Stadtkirche für große Ereignisse rege genutzt: der Berliner Mozartchor trat auf, Kreisfrauentreffen, Kreismännertreffen, Kreisfest des Gustav-Adolf-Werkes, Kreiskirchenchortreffen und Kreisposaunenfest wurden durchgeführt. Über die Jahrzehnte ist immer wieder zu entdecken: die Stadtkirche ist sehr gut für musikalische und kirchliche Angebote geeignet und für viele Veranstalter nicht nur zum Geheimtipp auf Grund der Akustik und Größe geworden, sondern auch wegen der idealen Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Durch die vielfältigen kirchenmusikalischen Angebote wurde die Verkündigung des christlichen Glaubens verlebendigt und vertieft.
Mit der Neugestaltung eines barrierefreien Kirchplatzes, sowie der Sanierung der großen Bleiglasfenster, einer guten technischen Ausstattung und der Installation neuer Beleuchtungselemente in Verbindung mit dem zurückliegenden 50. Hessentag und dem bevorstehenden Jubiläum hat die Stadtkirche weiter an Attraktivität gewonnen. Für tausende Besucher der Stadtkirche war die Wasserinstallation von Bühnenbildner Oliver Doerr (Kassel) zum 50. Hessentag ein ganz besonderer Höhepunkt.